Interkulturelle Sensibilisierung im pädagogischen Handeln
Workshops für pädagogische Mitarbeiter*innen
Um zu beurteilen und zu verstehen, was uns von Menschen aus anderen Ländern und Kulturen unterscheidet, ist es hilfreich genauer hinzusehen.
Wie definieren wir unsere eigene Kultur, unsere Werte, unser (gesellschaftliches) Miteinander? Wie verstehen wir Erziehung - was für Erwartungen haben wir an das Verhalten von Kindern in Deutschland?
Wie unterscheidet sich das von den Erwartungen in anderen Kulturen?
Was heißt es, als Kind in Deutschland zu leben und warum spüren wir manchmal so schmerzhaft, was uns von anderen Menschen und deren Lebensformen unterscheidet? Ist es wirklich die fremde Kultur, die uns bedrängt und in Frage stellt? Was brauchen wir, um sensibel und neugierig auf andere Menschen zuzugehen? Um Antworten auf diese und andere Fragen zu finden, hatten sich acht Frauen und ein Mann an einem sonnigen Samstag in der KEB-Geschäftsstelle eingefunden.
Allen gemeinsam war der Wunsch, die eigene Kompetenz in interkulturellen Kontexten auszubauen. Mit Shirin Betzler und Stefanie Fischer konnte Dagmar Teuber-Montico von der KEB Osnabrück zwei berufende Expertinnen für dieses Thema begrüßen. Die beiden Referentinnen stellten sich und die Agenda für den Vormittag vor:
1) Zum Einstieg eine Begrüßung: Das Flughafenspiel
2) Ein Vortrag und eine Übung zu Kulturbegriff, Kulturebenen und Kulturmodell
3) „Was mir lieb und teuer ist“: Werte und wie sehr sie uns in unserer Arbeit prägen und zum Abschluss
4) Critical Incident: Frau Weber und die Schülerin Chin-Yin
Los ging es mit einer kurzen Kennen-Lernrunde. Darauf folgte gleich die angekündigte Begrüßungsübung. Angesiedelt war diese auf einem imaginären Flughafen bei der Ankunft an einem internationalen Kongress. Die Teilnehmerinnen erhielten über Karten ihre Rollenbeschreibung für eine Interaktion in der Begrüßungsübung. Jede Person sollte ein bestimmtes Begrüßungsritual aus seiner Heimat (einer frei „erfundenen“ fernen Kultur) durchführen und dabei sich, die eigenen Gefühle und das Verhalten der anderen Teilnehmer beobachten.
Schnell fanden die Teilnehmer*innen in die Übung und in ihre Rollen. Es wurde fleißig gehüpft, umkreist, umarmt, geschüttelt und verbeugt. Einige Teilnehmer schienen auf andere Menschen aus ihrer Heimat zu treffen. In der anschließenden Nachschau berichteten die Teilnehmer*innen von ihren Erfahrungen und stellten sich dabei drei Fragen:
Wie ist es mir ergangen? Wie war es sich zu finden? Welche Widerstände gab es? (bei mir / und bei anderen).
"Ich fand es befremdlich, dass ich mich anfassen lassen sollte, wo bei uns zu Hause der Körperkontakt bei der Begrüßung als unhöflich gilt“, „ich konnte mich schnell auf das Gehüpfe einlassen und habe es erwidert um mein Gegenüber nicht zu brüskieren“, „ich war etwas verunsichert, wie ich mich verhalten sollte als bei zwei Begrüßungsritualen die Personen um mich herum liefen“, „ es war nicht direkt unangenehm aber eine kleine Herausforderung“ berichteten die Teilnehmer*innen beim Austausch. Anschließend sammelten sie Strategien für den Umgang mit unsicheren, befremdlichen oder neuen Situationen und dokumentierten diese auf einer Flipchart.
Über das sogenannte Eisbergmodell näherten sich die Teilnehmer im Anschluss an den Begriff Kultur an und versuchten eine Kulturdefinition. In Einzelarbeit konnten die Teilnehmer*innen 1 bis 2 Sprichwörter auswählen und sich darüber klar werden, welches Sprichwort sie geprägt oder beeinflusst hat und welcher Wert dahinter steht. Dann ging es in die Kleingruppenarbeit unter dem Motto „Was mir lieb und teuer ist“. In einem weiteren Schritt wurden Sprichwörter aus anderen Ländern in den Blick genommen. Abschließend wurde an einer exemplarischen kritischen Situation gemeinsam erarbeitet, wie durch einen Perspektivwechsel weitere Handlungsoptionen gewonnen werden können.
Das „Spatenmodell“ als mögliches Werkzeug für eine kulturell sensible Interaktion wurde besprochen und erläutert bevor es in die Feedbackrunde ging. Die Teilnehmer zeigten sich sehr zufrieden mit dem Verlauf des Vormittags, was sich in den verteilten Smilies aber auch in dem erklärten Wunsch nach einer Fortsetzung in den Evaluationsbögen niederschlug.