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Über Krieg und Frieden, Lebensschutz und Sterbehilfe, Reformation und Mystik

Ulrich Schneckener, Elmar Kos, Manfred Rudersdorf und
P. Sebastian Painadath SJ als Vortragsredner bei der KEB

Im Frühjahr steht eine Reihe von Vortragsveranstaltungen zu verschiedenen Themen und mit prominenten Rednern vor der Tür.

 Am 08.02.2017 um 19:30 Uhr spricht der gefragte Friedens- und Konfliktforscher Prof. Dr. Ulrich Schneckener im Forum am Dom unter dem Titel „Konfessionskriege gestern, Religionskriege heute? Zur Rolle organisierter Gewalt in Bürgerkriegen“. Weder lässt sich der 30jährige Krieg des 17. Jahrhunderts auf einen „Konfessionskrieg“ reduzieren, noch sind heutige Konflikte, etwa in Syrien und Irak, als „Religionskriege“ zu verstehen. Auch der Versuch, gewaltsame Konflikte primär aus einer geopolitischen Sicht– sprich als Auseinandersetzung zwischen Großmächten - zu analysieren, führt häufig am Kern des Geschehens vorbei. Für das Verständnis aktueller Kriege sind vielmehr politische Konfliktlagen und lokale Gewaltdynamiken von zentraler Bedeutung, bei der eine Vielzahl nicht-staatlicher Gewaltakteure eine wesentliche Rolle spielen, seien es Rebellen, Warlords, Milizen oder Terroristen. Der Vortrag möchte auf die Erscheinungsformen dieser Gewalttypen eingehen und das Spannungsfeld zwischen staatlicher und nicht-staatlicher Gewalt in Bürgerkriegen beleuchten.

 

 

 

Am 23.03.2017 um 19:30 Uhr nehmen wir ethische Fragen in den Blick. Prof. Dr. Elmar Kost spricht im Hörsaal E07 des EW-Gebäudes der Uni Osnabrück über das Thema „Leben müssen - sterben dürfen? Moralische Orientierung zwischen Pflicht, Autonomie und Freiheit“. Der Deutsche Bundestag hat am 6. November 2015 die gewerbsmäßige und wiederholte Beihilfe zum Suizid unter Strafe gestellt. Debattiert wurde und wird nicht nur im Bundestag. Es herrschen unterschiedliche Meinungen zu den Gesetzesentwürfen, die von einem grundsätzlichen Verbot der Suizidbeihilfe bis zu der möglichen Gründung von Sterbehilfevereinen ohne Gewinnabsichten in Deutschland reichten. Diskutiert wird auch eine Frage, die der Bundestag nicht beantwortet hat: Gibt es ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben? Auf der einen Seite sollen moralische Probleme juristisch gelöst werden – aber ist Moral überhaupt einklagbar? Auf der anderen Seite möchte man Entscheidungen, die Menschen ganz persönlich berühren, auch so treffen: selbstbestimmt – aber ist diese Autonomie unter sozialen Gesichtspunkten nicht vielmehr eine Illusion? Wie weit reicht die Verfügungsmacht eines Menschen über sein Leben? Der Eintritt wird bar an der Abendkasse entrichtet. Eine Vorbestellung von Eintrittskarten ist nicht möglich.

 

 

 

 

Mit der Genese der Reformation setzt sich der Historiker Prof. Dr. Manfred Rudersdorf (Leipzig) am 30.03.2017 um 19:30 Uhr auseinander. Sein Vortrag im Forum am Dom trägt den Titel „Die Reformation in Deutschland - Von Martin Luther bis zum Augsburger Religionsfrieden“. Zusammen mit den geistigen Bewegungen der Renaissance und des Humanismus hat die Reformation einen Kulturwandel im 16. Jahrhundert ausgelöst, der das geistig-religiöse, das wirtschaftlich-soziale und das politisch-staatliche Leben entscheidend verändert hat, so dass sie gemeinhin als Beginn der Neuzeit betrachtet wird. Der Vortrag geht der zentralen Frage nach, auf welche Weise und in welchen Formen die Spaltung der universalen Papstkirche die neuen Konfessionskirchen im Reich entstehen ließ. Von Interesse ist dabei besonders die Durchsetzung und Konsolidierung des Wittenberger Luthertums, dessen Weg im territorialen Umfeld der wettinischen Herrschaft von 1517 bis 1555 im einzelnen verfolgt wird. Im Spannungsfeld von Kaiser und Reich soll so der komplexe kulturelle und säkulare Wandlungsprozess von Luthers Ablassthesen bis zur normativen Anerkennung des Luthertums im Augsburger Religionsfrieden zur Darstellung gebracht werden. Dieser Friede ist das sichtbare Dokument des Einbaus der Reformationsbewegung in die säkulare Reichsverfassung – eine Zäsur mit großen Folgen. Prof. Dr. Rudersdorf ist Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Leipzig. Seit 2013 leitet er als Dekan die Fakultät für Geschichte, Kunst- und Orientwissenschaften. Seine Forschungsschwerpunkte sind u. a. die deutsche und europäische Reformations- und Konfessionalisierungsgeschichte, die Verfassungs-, Sozial- und Bildungsgeschichte des Alten Reiches und seiner Territorien.

 

 

 

 

Ein weiterer ganz besonderer Gast kommt am 09.06.2017 nach Osnabrück: P. Sebastian Painadath SJ spricht um 18 Uhr im Forum am Dom zum Thema „Was macht den Menschen ganz - und was nicht? Impulse aus Mystik und Religion“. Heil besteht im Ganz-werden. Jeder Fragmentierung verursacht Unheil. Wie verhilft die Mystik, um die Wirklichkeit ganzheitlich zu betrachten, und so zum Heil zu gelangen? P. Dr. Sebastian Painadath, (Jg. 1942) ist indischer Jesuit. Nach Theologiestudium in Innsbruck und Promotion in Theologie in Tübingen ist er seit 30 Jahren Leiter des christlichen Ashrams Sameeksha in Kerala (Süd-Indien). Alljährlich leitet er Meditationskurse und Dialogseminare in Deutschland. Er ist Autor von sechs Büchern, die auch auf Deutsch erschienen sind.

06.05.24 19:32:34